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Historische Persönlichkeiten

Zeitschiene Rathausdurchgang

Im Rahmen der Rathaussanierung 2012 wurde auch der öffentliche Treppendurchgang von der Hauptstraße in die Schulstraße saniert und mit einer „Zeitschiene“ versehen.
Die Zeitschiene ist auf der linken Seite des Aufgangs platziert und besteht aus einer Linie und vorgesetzten Tafeln mit Trostberger Persönlichkeiten. Die Tafeln, bestehend aus Plexiglasscheiben in der Größe DIN A3, enthalten Eckdaten der Trostberger Persönlichkeiten. Über einen QR-Code sind weitere Informationen abrufbar.

Untenstehend finden Sie Bilder und Informationen über die wichtigsten Trostberger Persönlichkeiten.

Literaturverzeichnis zu den vom damaligen Stadtheimatpfleger Lihotzky verfassten Texten:

Alois J.Weichslgartner: „Trostberger Rokoko“, Erdl Verlag Trostberg
Hamburger Rieger GmbH & Co.KG: „100 Jahre Papier 1912 – 2012“, Jubiläums-Chronik
Rainer Lihotzky: „Straßennamen in Trostberg“, Erdl Verlag Trostberg
Rainer Lihotzky: Beitrag in „Hausbuch für den Chiemgau und Rupertiwinkel“, Band 4, Verlag Plenk, Berchtesgaden

Graf Rapoto II. (ca. 1180 – 1231)

Persönlichkeit Graf Rapoto II.

Der Gründer Trostbergs

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darf Graf Rapoto II. als der Gründer Trostbergs angenommen werden. Er war der Schwiegersohn Herzog Otto II., dem der bayerische Geschichtsforscher Johann Turmair (1477 – 1534), genannt Aventinus, fälschlicherweise die Gründung Trostbergs nachgesagt hat. Rapoto II., Pfalzgraf von Bayern und Graf von Ortenburg und Kraiburg, hatte mit der erblichen Vogtei über Baumburg und als Gerichtsherr und Schutzherr des Klosters die notwendigen Befugnisse, um zwischen 1209 und 1233 am heutigen Ort Trostberg eine Schutzburg zu errichten. So erklärt sich auch der Name Trostberg: Althochdeutsch trost, trust=Schutz,Vertrauen und perc, perch=Burg.

Johann III. Hertzhaimer (1464 – 1532)

Persönlichkeit Johann III. Hertzhaimer

Ein Mäzen Trostbergs

Hertzhaimer wurde 1464 im heutigen Heretsham, zwischen Kienberg und Emertsham, geboren. Mit elf Jahren kam er an die Universität Wien, war Untertan Herzog Ludwig des Reichen und stand anschließend in den Diensten des Königs von Böhmen. Nach 1483 verdingte er sich bei Herzog Sigmund von Österreich. Seinen ersten Ritterschlag verdiente er sich in der Schlacht von Rovereto. Unter Herzog Georg von Bayern bewährte er sich an verschiedenen Fronten, zuletzt 1490 bei der Belagerung von Stuhlweißenburg in Ungarn. Für Kaiser Maximilian I. zog er gegen die Türken in den Krieg und erwarb sich dabei seinen zweiten Ritterschlag sowie Besitz- und Reichtum im Ausseer Salzbau. Aussee wurde auch sein Wohnsitz, obwohl er immer wieder nach Trostberg kam und als Mäzen auftrat. So stiftete er hier das neue Langhaus der Pfarrkirche St.Andreas und wertvolle sakrale Gegenstände. Hier wurde Johann III.Hertzhaimer, der dreimal verheiratet gewesen ist und neun Kinder hatte, auch begraben. In St.Andreas erinnert eine gewaltige und kunstvolle Grabplatte an den großen Mäzen.

Hans von Pienzenau (1468 – 1504)

Persönlichkeit Hans von Pienzenau

Ein tapferer Ritter und bekennender Bayer

Das Geschlecht derer von Pienzenau stammt aus dem gleichnamigen Ort bei Miesbach und taucht erstmals in der Geschichte im Jahre 1046 auf. Die Familie trennte sich in vier Linien auf. Der 1468 geborene Hans von Pienzenau entstammte dem um 1800 ausgestorbenen Zweig der Hadmarsberger und war um 1490 „Pfleger und Kastner auf der Trostpurg“.

Herzog Georg der Reiche von Landshut ernannte Hans von Pienzenau zum Pfleger und Schlosshauptmann von Kufstein, einem der mit Rattenberg und Kitzbichl drei bayerischen Gerichtsbezirke.

Im Erbstreit zwischen Herzog Georg und seinem Vetter Herzog Albrecht von Oberbayern zog Georg den Kürzeren, da Albrecht sich durch Verheiratung mit der Tochter von Kaiser Friedrich III. starke Rückendeckung verschafft hatte. Die drei Gerichtsbezirke und somit auch Hans von Pienzenau in Kufstein fielen unter die Herrschaft des Kaisers. Zwischenzeitlich zogen die mit dem Kaiser rivalisierenden und mit Herzog Georg sympathisierenden Pfälzer mit List in Kufstein ein und nahmen von der Burg Besitz, sahen sich aber bald einer kaiserlichen Übermacht gegenüber. Der Stadtrat von Kufstein hatte schon seine Bereitschaft zur Übergabe signalisiert, die Rechnung aber ohne Hans von Pienzenau gemacht, der dem kaiserlichen Herold eine abschlägige Antwort voller Hohn und Spott mit auf den Heimweg gab, die Josef Neustifter mit seinem Brunnen am Eingang zu Trostbergs Altstadt symbolträchtig derb festgehalten hat. Es kam, wie es kommen musste. Die Kaiserlichen siegten und nahmen bittere Rache an dem Pienzenauer, der am Morgen des 17. Oktober 1504 als bekennender Bayer öffentlich enthauptet wurde. Mit einem um 1500 gestifteten farbenprächtigen Glasgemälde hat sich Hans von Pienzenau in Trostbergs Stadtpfarrkiche St.Andreas selbst ein Denkmal gesetzt.

Adam Gumpelzhaimer (1559 – 1625)

Persönlichkeit Adam Gumpelzhaimer

Ein Kirchenmusiker

Adamo Gumpelzhaimero Trospergensis oder Adamus Gumpelzhaimer Trospergius Boius, so nannten ihn seine Zeitgenossen und meinten damit einen großen Musikus, der in Trostberg geboren wurde, sein Leben als Komponist und Musiklehrer aber hauptsächlich in Augsburg verbracht hat. Seine Vorfahren stammten aus Gumpoldsham bei Wasserburg, ein Zweig der Familie lebte als Mitglied der Weberzunft im Tuchmacherort Trostberg. Schon als Jugendlicher kam Gumpelzhaimer zu den Benediktinern nach St.Ulrich in Augsburg ins Internat. Hier erhielt er seine erste Ausbildung als Musiker. Bereits mit 22 Jahren wurde er Präzeptor und Kantor am Augsburger St.Anna-Kollegium und bewährte sich dort als Organisator und Pädagoge. 1582 erwarb er in Ingolstadt die Magisterwürde. Schwerpunkte seines kompositorischen Schaffens waren umfangreiche, kunstvoll gesetzte Chorwerke, Kirchenlieder und Choräle. Anerkennung brachten ihm aber auch seine musiktheoretischen Werke ein. Kriegswirren und die Pest erschwerten Gumpelzhaimer den Lebensabend. Er starb am 03.November 1625 in Augsburg. Eine Steintafel erinnert in St.Anna in Augsburg noch heute an den großen Trostberger Musiker, ebenso ein renommierter Chor, der seinen Namen trägt.

Franz Alois Mayr (1723 – 1771)

Persönlichkeit Franz Alois Mayr

Ein Kirchenbaumeister

Die Vita des Franz Alois Mayr liegt gut beschrieben vor. Am 25. März 1723 in der Nähe des Tegernsees geboren, begann er 1740 eine Maurerlehre und bekam bereits acht Jahre später eine Anstellung als „Pällier“ beim Bau des Törring-Palais in München. Um 1750 wurde Mayr in Trostberg Markt- und Gerichtsmaurermeister, erwarb sich durch Heirat einiges an Grundbesitz und erlangte zusätzlich Ämter als Maurermeister in Mörmoosen, Wald an der Alz und Raitenhaslach. Die Abtei Raitenhaslach wurde auch zu seiner ersten großen Arbeitsstätte. Es folgten die Kirchen in Niederbergkirchen, Gmattenkirchen, Kirchisen, Margarethenberg und Marienberg. Sein Hauptwerk wurde dann die Stiftskirche von Baumburg. Auch hat er an der Ausgestaltung der Kirchen von St.Andreas und St.Michael in Trostberg, in Mögling, Deinting, Tinning, Tacherting und Feichten mitgewirkt. Ehrenvoll war seine Berufung nach Michaelbeuern im Salzburger Land. Nicht immer ehrenvoll war das Ergebnis seiner Arbeiten. Mayr zeigte nämlich Schwächen bei seinen Kalkulationen, die wenig Realitätssinn bezeugten, was ihm den Titel „lügenkundiger Baumeister von Trostberg“ eintrug. Seine letzten größeren Aufträge erhielt Mayr für die Pfarrkirchen in Mühldorf, Kirchweidach und Oberndorf bei Laufen. Er konnte diese jedoch nicht mehr zu Ende führen, weil er am 28. Oktober 1771 unerwartet verstarb.

Heinrich Braun (1732 – 1792)

Persönlichkeit Heinrich Braun

Ein Schulreformer

Geboren wurde Heinrich Braun, der wohl fortschrittlichste bayerische Schulreformer seiner Zeit, am 17. Februar 1732 in Trostberg. Eine Tafel an seinem Geburtshaus am Marienplatz erinnert daran. Er besuchte zunächst die höhere Schule in Tittmoning, dann in Salzburg, wo er auch die Magisterwürde der Philosophie erwarb. 1750 trat Braun in das Benediktinerkloster in Tegernsee ein. Sein Theologiestudium schloss er nach kurzer Zeit mit der Promotion ab. In Freising lehrte er drei Jahre lang die Schönen Wissenschaften, ehe er 1771 als Theologieprofessor nach Tegernsee zurückgerufen wurde. Trotz eines verlockenden Angebots Kaiser Joseph II. nach Wien, folgte Heinrich Braun einem Ruf des Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern auf ein Kanonikat an der Frauenkirche in München. Noch im selben Jahr erhielt er eine Professur der deutschen Sprache an der Münchner Akademie der Wissenschaften. 1777 wurde Braun zum Direktor aller Schulen und Gymnasien in Bayern ernannt. In dieser Funktion hat er am Reformwerk der bayerischen Schulen initiativ und tatkräftig mitgewirkt. Daneben war Heinrich Braun auch als Buchautor tätig. So befinden sich im Stadtmuseum Trostberg verschiedene Publikationen, unter anderem ein Wörterbuch, gleichsam als Vorläufer des Duden, aber auch sakrale Schriften und eine Wochenschrift, genannt „Der Patriot in Bayern“. Gestorben ist Heinrich Braun, der den Kontakt zu seiner Heimatstadt nie abreißen ließ, 1792 in München.

Franz Joseph Soll (1734 – 1798)

Persönlichkeit Franz Joseph Soll

Ein Kirchenmaler

Zu seinen Lebzeiten war Franz Joseph Soll ein Kirchenmaler von hohem Rang und dennoch ist uns über seine Herkunft nichts Gesichertes bekannt. Allerdings gibt es Anhaltspunkte, wonach Soll 1734 im damalig schwäbisch-österreichischen Fridingen an der Donau geboren wurde. Als Geselle scheint Soll Anfang der 1750er Jahre in München gearbeitet zu haben. Vermutlich war Franz Joseph Soll um 1758 zusammen mit Joseph Benedikt Kapfer und Franz Alois Mayr an der Ausgestaltung der Kirche von Margarethenberg, später von Baumburg und Raitenhaslach beteiligt. 1761 zog Soll nach Trostberg-Schedling. Er arbeitete zunächst im Schloss Wald an der Alz und in Gstaig bei Michaelbeuern, ehe er den Großauftrag zur Ausmalung der Baumburger Stiftskirche erhielt. Weitere Aufträge führte er neben anderen in Marienberg, Feichten, Niedergottsau und Alzgern sowie in der Schedlinger Schlosskapelle aus.1780 gestaltete Soll die Tachertinger Pfarrkirche und die dortige Friedhofskirche. Ein Jahr später malte er eines seiner bedeutendsten Deckenfresken mit dem Motiv des Traunsteiner Stadtbrandes von 1704 in der Siegsdorfer Pfarrkirche. Auch als Porträtmaler betätigte sich Soll, aber trotz allem Können und Fleiß hat er es nicht zu Reichtum gebracht. Im Februar 1798 ist Franz Joseph Soll gestorben.

Franz Nikolaus Streicher (1736 – 1811)

Persönlichkeit Franz Nikolaus Streicher

Ein Kirchenmaler

Auch wenn Franz Nikolaus Streicher nicht zu den ganz großen Malern seiner Zeit gehört haben mag, dennoch war er damals einer der meistbeschäftigten Kirchenmaler im Salzburger Land und im östlichen Oberbayern. Das Taufregister der Trostberger St.Andreas-Kirche bezeugt seine Geburt auf den 09. September 1736. Der Beruf seines Vaters als „Lictor“, was in etwa dem eines Bezirkspolizisten entsprach, hatte so wenig Ansehen in der Gesellschaft, dass auch der Sohn trotz seines Talents als Maler keine Lehrstelle in Trostberg fand. Mit 15 Jahren zog er angeblich nach Regensburg, wo er in der Malerwerkstatt des Martin Speer seine Lehrzeit als Kirchen- und Porträtmaler verbracht haben soll. Später ging Streicher an die Malerakademie nach Wien. Er soll auch die Akademie in Augsburg besucht haben. Nachgewiesen ist, dass Streicher als Hofvergolder mit Erfolg in Salzburg gearbeitet hat. Deshalb haben ihn auch die Augustinerchorherren von Höglwörth 1764/65 mit der Ausmalung ihrer Stiftskirche beauftragt und ihn später als Hausmaler angestellt. Hier schuf er auch sein größtes Deckengemälde. Weitere Arbeiten von Nikolaus Streicher finden wir unter anderem in St.Nikolaus in Mühldorf, in der Lauterbacher Wallfahrtskirche, im Kloster Michaelbeuern, ferner in Salzburg, Hallein, Hintersee, Hüttschlag, Goldegg, Rauris und im Kloster Attel am Inn. Trotz seiner vielfältigen Tätigkeit als Kirchen- und Porträtmaler ließen ab der Jahrhundertwende die Aufträge nach. Altersbeschwerden, Folgen der Napoleonischen Kriege und ein Stilwandel im Zeitgeschmack ließen Streicher so verarmen, dass er Teile seiner Kleider verkaufen musste, um die Arztkosten zu bezahlen. Er starb am 20. Mai 1811 in Salzburg.

Joseph Benedikt Kapfer (1754 – 1826)

Persönlichkeit Joseph Benedikt Kapfer

Ein Bildhauer

Vater Johann Georg Kapfer (um 1720 – 1794) und sein Sohn Joseph Benedikt waren beide talentierte Bildhauer. Auch wenn Vater Johann Georg kunsthistorisch der bedeutendere war, erinnert man sich in Trostberg eher an den Sohn. Die Familie Kapfer war um 1750 nach Trostberg gezogen. Während der Vater zusammen mit dem Maler Franz Joseph Soll und dem Baumeister Franz Alois Mayr bereits erfolgreich in unserer Region tätig gewesen war, trat Sohn Joseph Benedikt erst ab 1785 selbstständig in Erscheinung, wobei oftmals eine genaue Zuschreibung zwischen Vater und Sohn nicht einfach ist. Zu den Hauptwerken Joseph Benedikts zählen die Schmerzensmutter-Gruppe und ein Chorgestühl in der Altöttinger Stiftskirche, Gedenksteine für die Klosterkirche Raitenhaslach, ein Altarkreuz in der Priener Pfarrkirche, zwei Seitenaltäre in der Pfarrkirche Kirchweidach und die Marmorfiguren im Schlossgarten von Stein an der Traun. Ab 1800 wurde es um Joseph Benedikt Kapfer immer stiller. Versuchen, in Salzburg und in München noch einmal künstlerisch Fuß zu fassen, war kein größerer Erfolg beschieden. Joseph Benedikt Kapfer ist zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Maria Anna am 02. Januar 1826 in München gestorben.

Carl Siegert (1811 – 1877)

Persönlichkeit Carl Siegert

Königlicher Notar

Nur wenige, die heute auf der Siegerthöhe oder am Siegertschlössl vorbei spazieren gehen, erinnern sich eines Mannes Namens Carl Siegert, der im 19. Jahrhundert als königlicher Notar oder Advokat, wie man auch sagte, in Trostberg gelebt hat. Siegert stammte aus Amberg, wo er 1811 geboren wurde. 1843 kam er nach Trostberg. In der Zeit zwischen 1845 und 1848 ließ er sich am so genannten Hofberg, westlich oberhalb des Vormarktes, ein dekoratives Wohnhaus errichten. Zwischen 1852 und 1862 war Siegert in Traunstein tätig. Nach seiner Rückkehr nach Trostberg eröffnete er am 01. Juli 1862 sein Notariat im heutigen Siegertschlössl. Gestorben ist Carl Siegert 1877.

Helene Sedlmayr (1813 – 1898)

Persönlichkeit Helene Sedlmayr

Die schöne Trostbergerin

Wer den Lebenslauf der Helene Kreszenz Sedlmayr liest, wird ein wenig an das Märchen vom Aschenputtel erinnert. Am 12. Februar 1813 als Kind des nicht allzu begüterten Schuhmachermeisters Sedlmayr in Trostberg geboren, verbrachte sie hier auch ihre Kindheit. Bereits mit vierzehn Jahren kam sie nach Altötting, wo sie als Dienstmädchen eine Anstellung fand. Aus dieser Zeit hört man nur Lobendes über die junge Helene, die „ungemein fleißig, treu, brav und reinlich“ gewesen sein muss. Um 1830 zog Helene Sedlmayr nach München und wurde dort Hausangestellte bei dem damals renommierten Mode- und Spielwarengeschäft Auracher. Als Hoflieferant hatte die Firma Auracher Kontakt zum Königshaus. Bei einem ihrer Botengänge begegnete die junge Helene auch dem König Ludwig I. von Bayern, der von ihrer Schönheit so angetan war, dass er sie von seinem Hofmaler Josef Stieler porträtieren ließ. Das Gemälde fand seinen Platz in des Königs Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg.

Bei der Verheiratung der Helene Sedlmayr hatte der König persönlich seine Hand im Spiel. 1832 fand die feierliche Hochzeit mit Hermes Miller, dem späteren königlichen Leiblakai, im Münchner Liebfrauendom statt. Die Familie Miller wurde mit neun Buben und einem Mädchen gesegnet. Helene Miller starb 1898 in München und wurde dort auf dem Alten Südlichen Friedhof an der Thalkirchner Straße beerdigt, wo ihr Grab auch heute noch zu finden ist.

Johann Rieger (1863 – 1934)

Persönlichkeit Johann Rieger

Gründer der Pappenindustrie

Letztlich geht die Geschichte der heutigen Firma Hamburger Rieger auf die Gründung eines Kürschnergeschäftes im Jahre 1698 durch den aus Villingen zugezogenen Kürschnergesellen Johann Rieger (1674 – 1726) zurück. Die Familie Rieger betrieb damals dieses Geschäft fast 200 Jahre, bis Ernest Rieger (1835 – 1902) die alte Mühle in der Schwarzau erwirbt, die Kürschnerei aufgibt und den Mühlenbetrieb erweitert. Sein Sohn, Johann Rieger, 1863 in Trostberg geboren, erkennt sehr bald die Notwendigkeit einer Unternehmensveränderung und entscheidet sich für die Aufnahme einer Pappenproduktion, die am 16. September 1912 erfolgt. Unter seiner Leitung hat sich die Firma dank weitsichtiger, dynamischer Unternehmensführung erfolgreich entwickelt. Waren es im Jahre 1913 noch 1.150 Tonnen Ware, wurden zwanzig Jahre später bereits 3.740 Tonnen Spezialpappen erzeugt. Aus Anlass seines 70. Geburtstages und in Anerkennung seiner Verdienste um Trostberg wird Johann Rieger 1933 das Ehrenbürgerrecht der Stadt verliehen. Nur ein Jahr später ist Kommerzienrat Johann Rieger verstorben. Seine Söhne Johann und Josef Rieger übernehmen 1934 die Geschäftsleitung, die auf die beiden Söhne Johann Riegers, Ernst und Johann Rieger, nach dessen Tod im Jahre 1967 übertragen wird.

Nikodem Caro (1871 – 1935)

Persönlichkeit Nikodem Caro

Gründer der Kalkstickstoff-Industrie in Trostberg

Der Name Nikodem Caro ist mit dem seines Partners Adolph Frank im Zusammenhang mit der Erfindung des Mehrwirkungsdüngers Kalkstickstoff und dem danach benannten Frank-Caro-Verfahren so untrennbar verbunden, dass Frank oftmals als Vorname von Caro verstanden wird. Nach Adolph Franks Tod setzte Caro die Zusammenarbeit mit dessen Sohn Albert fort.

Nikodem Caro wurde am 26. Mai 1871 in Lodz geboren. In seiner Familie spielte die Religion eine traditionelle Rolle. Der Großvater war Oberrabbiner und auch der Vater hatte eine Rabbinerausbildung absolviert. Nach dem Abitur mit 17 Jahren studierte Caro Natur- und Ingenieurwissenschaften, um bereits mit 21 Jahren an der Universität Rostock zu promovieren. Drei Jahre später erhielt er zusammen mit Adoph Frank ein Patent über die Anlagerung von Stickstoff an Carbide, das die Voraussetzung für die spätere Kalkstickstoff-Produktion werden sollte. Gemeinsam mit Frank und Rothe sowie mit den Firmen Siemens-Halske, Degussa und der Deutschen Bank gründete Nikodem Caro 1899 die Cyanid-Gesellschaft. Dies alles war die Voraussetzung für die spätere Bayerische Stickstoffwerke AG, die Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke AG bzw. die SKW Trostberg AG, die im Jahre 2000 mit der Degussa-Hüls AG zur neuen Degussa AG fusionierte.

Nikodem Caro hat sich als Naturwissenschaftler und mit großem Unternehmergeist für die Kalkstickstoff-Industrie eingesetzt. Als Vorstandsmitglied der Bayerische Stickstoffwerke AG, der Bayerische Kraftwerke AG sowie der Mitteldeutsche Stickstoffwerke AG und des Stickstoffsyndikats in Berlin hat Nikodem Caro mit ungewöhnlichem Geschick und Weitblick gewirkt. Dabei lagen ihm soziale Anliegen der Mitarbeiter besonders am Herzen. Die Caro-Siedlung in der Schwarzau war ein Beispiel für eine vorausschauende soziale Wohnungspolitik.

Zahlreiche Ehrentitel zeugen von der Wertschätzung, die der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Dr.-Ing. Nikodem Caro erleben durfte. So war er nicht nur Träger der Bunsen-Medaille, sondern auch bulgarischer Generalkonsul und Präsident der deutsch-bulgarischen Handelskammer.

Nach Hitlers Machtübernahme verließ Caro Deutschland, zog erst in die Schweiz und später nach Italien, wo er am 27. Juni 1935 in Rom gestorben ist.

Josef Widholzer (1881 – 1949)

Persönlichkeit Josef Widholzer

Gründer der Baugenossenschaft Trostberg

Man schrieb den Anfang des 20. Jahrhunderts. Aus Trostberg, der verträumten Handwerkerstadt, begann eine Industriestadt zu werden. Mit der Tätigkeit der Bayerische Stickstoffwerke AG kamen auch neue Bürger an die Alz und damit ergab sich ein Bedarf an zusätzlichen Wohnungen. Das vorhandene Potenzial war rasch erschöpft und die Wohnbedingungen verschlechterten sich rapide.

Da tauchte im Herbst 1917 ein junger Kaplan namens Josef Widholzer auf, der bis dahin in Pasing gewirkt hatte und jetzt das „Frühmessbenefizium“ in Trostberg übernahm. Der 1881 in Frasdorf gebürtige Geistliche brachte einige Erfahrung bei der Einrichtung einer Wohnungsbaugenossenschaft mit und beschloss, diesen Gedanken auch in Trostberg in die Tat umzusetzen. Er nahm Kontakt mit den Behörden, mit der Bayerische Stickstoffwerke AG und mit Wohnungssuchenden auf. Am 19. Oktober 1918 gründeten 20 Interessenten die Baugenossenschaft. Bald waren es hundert Mitglieder, von denen jedes 200 Reichsmark einbringen musste. Die Stadt hatte
110 000 Reichsmarkt bereitgestellt, von der Regierung kamen noch 45 000 Reichsmark für die notwendige Erschließung des Geländes dazu. Am 06. September 1919 erfolgte die erste Baulosvergabe. Schließlich fanden 96 Familien in zwölf Häusern für je vier Familien und in sechs Häusern für je acht Familien ihr Unterkommen. Josef Widholzer war dabei stets die treibende Kraft und der unermüdliche Organisator. Zwischen 1919 und 1921 war er sogar Schriftführer in der Vorstandschaft. Heute gehören zur Gemeinnützigen Baugenossenschaft Trostberg e.G. rund sechzig Häuser mit knapp 450 Wohnungen.

1928 ging Josef Widholzer als Pfarrer nach Bernau am Chiemsee, wo er im Jahre 1949 gestorben ist. Dort liegt er auch begraben.