Fragen und Antworten zum Bürgerentscheid „Hände weg vom Schwarzerberg“ am 30.11.2025
Ausgangslage
- Die B299 ist eine Bundesstraße. Die Aufgabe von Bundesstraßen ist es, größere Städte und wichtige Verkehrspunkte (z.B. Autobahnen) zu verbinden. Bundesstraßen sichern die gute Erreichbarkeit von Orten, die nicht direkt an Autobahnen liegen und tragen den Personen- und Güterverkehr mit mittlerer Reisegeschwindigkeit.
- Die B 299 Ortsumfahrung (OU) Trostberg ist im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen im „Vordringlichen Bedarf“ enthalten. Das heißt, dass es einen gesetzlichen Auftrag vom Deutschen Bundestag in Berlin gibt, eine Ortsumfahrung für Trostberg zu planen, weil der aktuelle Zustand (Verkehrsbelastung auf der Ortsdurchfahrt) nicht mehr erträglich ist. Die für die Planung zuständige Behörde ist das Staatliche Bauamt (StBA) Traunstein.
- Die Trasse der B299 durch die Ortsdurchfahrt Trostberg steht an ihrer Belastungsgrenze. Täglich fahren rd. 15.500 Fahrzeuge durch Trostberg, davon rd. 1.100 LKW. In der Prognose für 2035 soll die Verkehrsbelastung auf 22.900 Fahrzeuge steigen, der Anteil LKW beträgt dabei rd. 2.500 Fahrzeuge (Referenzpunkt Oberfeldkirchner Straße).
- Die Planung der OU Trostberg steht im Zusammenhang mit den Planungen für die OU der Nachbarorte Altenmarkt und Tacherting. Da die OU Trostberg „zwischen“ den beiden anderen Teilstücken liegt, müssen Anschlusspunkte hergestellt werden. Die OU Tacherting kann sinnvoll nur gemeinsam mit der OU Trostberg realisiert werden. Die OU Altenmarkt kann hingegen unabhängig von der OU Trostberg umgesetzt werden.
Aktueller Stand
- Vom Staatlichen Bauamt wurde die OU Trostberg im Westen mit einem Hanganstieg bei Mögling und einem Knotenpunkt bei Waltersham detailliert geplant. Die weitere Trassenführung wäre über Perating nach Tacherting geplant. Die groben Vorentwürfe zu dieser Variante „Hanganstieg Mögling“ wurden vom Stadtrat 2015 mehrheitlich befürwortet.
- Die detaillierte Untersuchung des Staatlichen Bauamts Traunstein (Vorstellung im Stadtrat im Mai 2025) ergab nun, dass die Variante „Hanganstieg Mögling“ zu teuer ist und daher nach den Regeln des Bundesverkehrsministeriums (BMV) als „nicht bauwürdig“ gilt.
Warum ist die Variante „Hanganstieg Mögling“ laut Berechnung des Staatlichen Bauamts Traunstein so teuer?
Die hohen Baukosten liegen vor allem an dem dortigen Gelände (sogenannte „Topografie“) und der damit erforderlichen komplexen Bautechnik. Es muss der Höhenunterschied zwischen dem Alztal und der Hangleite überwunden werden. Hierfür muss sehr viel Erdmaterial bewegt werden, es müssen Steil- oder Trogböschungen erstellt werden, die Entwässerung muss sichergestellt werden usw. Weitere erhebliche Kosten entstehen durch die gesetzlichen Vorgaben des Naturschutzes. Um die negativen Auswirkungen einer neuen Straße auf die Tierwelt möglichst gering zu halten, müssen z.B. bepflanzte Brücken gebaut werden (sog. „Faunabrücken“), die z.B. Rehe, Hasen und Füchse überqueren können und an denen sich z.B. Fledermäuse im Flug orientieren können.
Warum spielt der Naturschutz hier eine so große Rolle?
Der Hangwald des Alztals ist ein besonders von der Europäischen Union (EU) geschütztes Gebiet (sog. Flora-Fauna-Habitat/FFH-Gebiet). D.h. es handelt sich um einen besonderen Lebensraum, der für das Überleben von bestimmten Tier- und Pflanzenarten entscheidend ist. Für Bauprojekte in FFH gelten besonders strenge Regeln, um den geschützten Lebensraum nicht zu zerstören.
Die Variante „Hanganstieg Mögling“ ist laut Staatlichem Bauamt Traunstein zu teuer und daher nicht „bauwürdig“, wie geht es weiter?
Das Staatliche Bauamt Traunstein schlägt vor, die bestehende Staatsstraße, die den Schwarzerberg hinaufführt, zu einer Bundesstraße auszubauen (bis zum Knotenpunkt Waltersham – danach selbe Trassenführung wie bei der Variante „Hanganstieg Mögling“, d.h. über Perating nach Tacherting). Aus Sicht des Staatlichen Bauamts Traunstein ist das momentan die einzige realistische Option.
Was wären die wichtigsten Vorteile dieser Variante OU Trostberg „Ausbau Schwarzerberg“ lt. Staatlichem Bauamt Traunstein?
- Die bestehende Bundesstraße B299 kann bis zur Abzweigung am Schwarzerberg genutzt werden.
- Es ist grundsätzlich deutlich billiger, eine bestehende Staatsstraße auszubauen, als eine komplett neue Straße (wie bei der Variante „Hanganstieg Mögling“ nötig) zu bauen.
- Die Vorgaben des Naturschutzes sind beim Ausbau niedriger, weil dort schon eine Straße ist (d.h. es ist schon jetzt kein besonders geeigneter Lebensraum für Tiere und Pflanzen). Niedrigere Anforderungen beim Naturschutz senken die Kosten. Es wird für den Ausbau auch nicht so viel Platz gebraucht (Flächenverbrauch).
- Die Anwohner im Bereich der Abzweigung Schwarzerberg („Knotenpunkt“) haben Anspruch auf die Umsetzung von wirksamen Lärmschutzmaßnahmen.
Warum nun ein Bürgerentscheid?
Der Trostberger Stadtrat hat in seiner Sitzung am 23. Juni 2025 festgestellt, dass aktuell zu wenig Details über die Variante „Schwarzerberg“ bekannt sind. Ohne diese Details zu kennen, kann sich der Stadtrat keine sachliche Meinung zum Vorschlag des StBA bilden. Der Stadtrat bevorzugt grundsätzlich die Variante „Hanganstieg Mögling“, da diese eine Umfahrung des gesamten Stadtbereichs bedeuten würde. Um die beiden Varianten vergleichen zu können, muss aus Sicht des Stadtrates das Staatliche Bauamt Traunstein für die Variante „Schwarzerberg“ zunächst genauso eine Detailplanung mit Kosten-Nutzen-Vergleich vorlegen, wie für die Variante „Hanganstieg Mögling“ bereits geschehen. Erst wenn die für die Beurteilung notwendigen Grundlagen vorgelegt wurden, sieht sich der Stadtrat mehrheitlich in der Lage über seine Stellungnahme (Zustimmung/Ablehnung) entscheiden.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens möchten erreichen, dass der Stadtrat – ohne Kenntnis der noch fehlenden Detailplanung – sofort seine Ablehnung zur Variante OU Trostberg „Schwarzerberg“ erklärt. Da die nötige Anzahl an Unterschriften für das Bürgerbegehren gesammelt wurde und die Fragestellung inhaltlich zulässig ist, hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 24.09.2025 beschlossen, einen Bürgerentscheid durchzuführen und nicht gleich die Forderung des Bürgerbegehrens zu übernehmen, damit alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger über die Frage abstimmen können.
Was ist, wenn die Mehrheit mit „Ja“ (= Stadt soll sich gegen weitere Planungen aussprechen) abstimmt?
Grundsätzlich ist für das zuständige Bundesverkehrsministerium (BMV) die Stellungnahme der Stadt nicht bindend. Ob das Bundesverkehrsministerium bei einem „Ja“ im Bürgerentscheid die Planungen sofort einstellt, ist also unklar.
Einschätzung des Staatlichen Bauamts Traunstein: „[Es] besteht das Risiko, dass (…) das Projekt B 299 OU Trostberg wegen der zu erwartenden großen Widerstände bis auf Weiteres nicht weiterverfolgt wird. Hierzu gibt es in Bayern bereits mehrere Vergleichsfälle. Das würde bedeuten, dass die Stadt Trostberg auf absehbare Zeit keine Ortsumgehung (…) erhält. Die Folgen wären, dass weder die zentrale Stadtdurchfahrt von Trostberg vom Durchgangsverkehr entlastet, noch die Lärm- und Schadstoffproblematik gelöst werden würden.“
Was soll ich beim Bürgerentscheid ankreuzen, wenn…?
- Ich bin grundsätzlich gegen die Variante „Schwarzerberg“ (mit der Folge: ich bin grundsätzlich gegen jede Ortsumfahrung Trostbergs), und möchte daher, dass keine detaillierten Baupläne mit Kosten-Nutzen-Abwägung für diese Variante erarbeitet werden.
Empfehlung für die Abstimmung: Ja
- Ich weiß noch nicht, was ich von der Variante „Schwarzerberg“ halten soll. Das Staatliche Bauamt Traunstein soll zunächst detaillierte Baupläne für diese Variante vorlegen und das Kosten-Nutzen-Verhältnis berechnen. Diese Pläne und Berechnungen dienen mir (genauso wie dem Stadtrat) dann als Grundlage, um mir eine sachliche Meinung zu bilden.
Empfehlung für die Abstimmung: Nein
- Ich bin grundsätzlich für die Variante „Schwarzerberg“ und möchte daher, dass detaillierte Baupläne mit Kosten-Nutzen-Abwägung für die diese Variante erarbeitet werden.
Empfehlung für die Abstimmung: Nein
Stellungnahme des Ersten Bürgermeisters Karl Schleid
„Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere der Anlieger bezüglich Lärm, Schadstoffbelastung und Verkehrssicherheit sind ernst zu nehmen. Diese Probleme haben wir aber bereits jetzt in Trostberg und sie werden in Zukunft laut allen seriösen Prognosen noch weiter zunehmen. Die Ortsumfahrung Trostberg ist lediglich Teil einer größeren Fernstraßenplanung, welche in Teilen sowohl nördlich als auch südlich bereits realisiert ist (Unterneukirchen, Traunstein) – dem können wir uns nicht verschließen. Schlussendlich würde der gesamte Schwerlastverkehr der B299 weiterhin durch den „Flaschenhals“ Trostberg rollen. Die Attraktivität des Stadtbilds wird dadurch sicherlich nicht gestärkt. Den Stadtkern wieder mehr zum Lebensraum, statt zur Transitstrecke zu machen, wäre ein wesentliches Ziel einer Ortsumgehung. Mir ist es wichtig, dass wir die Gesprächskanäle zum Staatlichen Bauamt Traunstein und dem Bundesverkehrsministerium weiterhin offenhalten und so gemeinsam an einer langfristigen, tragfähigen Lösung für die Zukunft unserer Stadt arbeiten können.“
Stellungnahmen der örtlichen Wirtschaft
Alzchem
„Wir alle gehen von einer Belebung der Wirtschaft in der Zukunft aus, was sich in steigenden Produktionszahlen und -mengen ausdrücken wird. Leider ist die Bahn derzeit und wohl auch in naher Zukunft nicht in der Lage, den wachsenden Transportbedarf zu decken, was zwangsläufig zu einer Zunahme des LKW-Verkehrs führen wird. Diese Entwicklung können wir nicht aufhalten, weshalb es umso wichtiger ist, dass wir eine tragfähige Lösung für die Ortsumgehung finden, damit in Trostberg nur der Ziel- und Quellverkehr abgewickelt werden muss. Ein kompletter Stillstand der Planungen zur B299 wäre daher aus unserer Sicht die schlechteste aller möglichen Lösungen, da hierbei der zu erwartende Verkehrszuwachs auf den bestehenden Straßen abgewickelt werden muss, die dazu aus unserer Sicht nicht tauglich sind, da sie bereits jetzt an der Belastungsgrenze angekommen sind.“
BASF
„Wir brauchen eine leistungs- und zukunftsfähige Verkehrsanbindung an den Chemiepark Trostberg, um Wachstum und attraktive Arbeitsplätze durch einen einfachen und schnellen Zugang für unsere Mitarbeiter, Lieferanten und Geschäftspartner zu sichern. (…) Ein weiterer Verzug der Planungen zur B299 oder Bewertung sonstiger Alternativen zur Entlastung des Schwerlastverkehrs würde die aktuelle Situation nicht nur zementieren, sondern durch das zu erwartende Wachstum sogar noch verschärfen. Die Prognose des Staatlichen Bauamts Traunstein, die eine Zunahme des PKW und LKW-Verkehrs vorhersagt, deckt sich mit unserer eigenen Einschätzung.“
EDEKA
„Die derzeitige Verkehrslage in der Ortsdurchfahrt stellt für unsere logistischen Prozesse eine spürbare Belastung dar – insbesondere durch Verzögerungen bei Anlieferungen und Abtransporten sowie durch eingeschränkte Planbarkeit im Tagesgeschäft. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir grundsätzlich jede infrastrukturelle Maßnahme, die zu einer dauerhaften Entlastung des innerstädtischen Verkehrs beiträgt.“
Rieger
„Für die Hamburger Rieger GmbH Papierfabrik Trostberg ist ein „Nein“ beim Bürgerentscheid am 30.11.2025 der richtige Weg. Nur so bleibt die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit dem Staatlichen Bauamt Traunstein eine sachgerechte und zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten. Die Prognosen über die Zunahme des Verkehrs – insbesondere des Schwerlastverkehrs – decken sich mit unseren täglichen Beobachtungen und betrieblichen Erfahrungen.“
Aus den Stadtratssitzungen
Stadtratssitzung am 08.05.2025 (Vorstellung Untersuchungsergebnis Variante "Mögling" und Vorschlag Variante Schwarzerberg)
Stadtratssitzung am 23.06.2025 (Keine Stellungnahme ohne sachliche Grundlagen)
Stadtratssitzung am 24.09.2025 (Antrag Bürgerbegehren - Zulässigkeit Bürgerentscheid - Stellungnahme des Staatlichen Bauamts Traunstein zum Bürgerbegehren)
Beschluss des Trostberger Stadtrats vom 24.09.2025 (PDF-Datei) zur Zulässigkeit des Bürgerentscheids
Antrag Bürgerentscheid (PDF-Datei)
Stellungnahme des Staatlichen Bauamts Traunstein zum Antrag des Bürgerentscheids (PDF-Datei)
Abstimmungsbekanntmachung für den Bürgerentscheid am Sonntag, 30.11.2025
Am 30.11.2025 wird der Bürgerentscheid „Hände weg vom Schwarzerberg“ durchgeführt. Die amtliche Abstimmungsbekanntmachung für den Bürgerentscheid finden Sie hier auf unserer Homepage.

